Urlaub auf Olchon

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Unser Aufenthalt in Irkutsk beginnt nicht nur damit, dass Florentin (ein Freund, der über die Jahre mit uns allen mal auf der Schule war) und Marcus uns besuchen, wir sind auch zu Gast bei Alexei und Lena. Marcus Und Alexei kennen sich über die Deutsch-Russische Gesellschaft und waren an einem Projekt eben dieser beteiligt. Am Tag nach unserer Ankunft in Irkutsk haben Marcus und Ulrike ihre Silberne Hochzeit, was für ein schöner Zufall, dieses Ereignis mit dem Reisenden Sohn in Russland feiern zu können. Am nächsten Tag reisen die beiden Mütter auch wieder ab nach Deutschland.

Wir bringen die beiden noch zum Flughafen, laden unseren neuen Besuch ein und machen uns auf den Weg Richtung Baikalsee. Zu unserem Besuch kommt noch ein weiterer Gast, Katja. Sie ist die Tochter von Alexei und so alt wie wir. Da Sie grade Urlaub hat begleitet Sie uns gerne. Wir wollen auf die Baikalsee Insel Olchon fahren, schaffen die Strecke aber nicht mehr und halten kurz vorher am See. Am nächsten Morgen geht es mit der, zu unserer Freude, kostenlosen Fähre auf die Insel. Eine Asphaltierte Straße gibt es nicht, also lassen wir Luftdruck ab, um über die Waschbrettpiste zu fahren. Wir wollen gerne in den Norden der Insel, da aber Waldbrandgefahr besteht, bekommt man keine Erlaubnis zum  Weiterfahren vom Forstamt. Also stellen wir uns an den Strand Südlich vom Hauptort der Insel und verbringen hier ein paar ruhige Tage. Als alle ausgeflogen sind, um den Ort zu erkunden, bin ich am LKW geblieben um den Mongoleiblog zu schreiben. Weit bin ich aber nicht gekommen, da ich drei chinesischen Pickups geholfen habe, die sich am Strand festgefahren haben. Am nächsten Tag haben wir die Genehmigung fürs weiterfahren noch immer nicht erhalten, haben uns aber auf die Suche nach einem Stellplatz etwas nördlich von dem Hauptort gemacht. Das sollte auch unser Verhängnis werden! Die ersten 400m an Strand entlang lassen sich problemlos fahren, dann versinkt der Wagen aber von jetzt auf gleich bis zu den Achsen. Es waren nur wenige cm. Sand, unter dem aber sehr weicher Matsch gelauert hat. Nach einigem graben versuchen wir uns zu befreien, was aber nur in noch mehr Schräglage resultiert. Jonas und Katja machen sich auf den Weg, um Hilfe zu organisieren, der Rest von uns Schaufelt. Versuche, den Wagen mithilfe des Wagenhebers aus dem Schlamm zu heben scheitern zunächst, da die Balken unter dem Wagenheber sich einfach in den Boden drücken. Erst, als Lukas und Florentin zu einer nahegelegenen Baustelle gehen und dort viele Balken und Klötze bekommen, können wir den Wagen etwas befreien, wobei der Matsch so sehr am Reifen klebt, dass wir ihn mit einem großen Balken raushebeln müssen. Wir schleppen flache Steine an, vergraben die Sandbleche und arbeiten bis nach 23Uhr, bevor wir erschöpft und in dem schrägen Schlafen. Die Suche nach Hilfe ist zudem erfolglos geblieben. Im Nationalpark gibt es zwar einen Dreiachser mit Ketten statt Reifen, der Fahrer hat morgen aber Urlaub und vermutlich keine Lust mehr, wir müssen es also selber schaffen. Am nächsten Tag arbeiten wir bis zum frühen Nachmittag daran, es aus dem Loch zu schaffen. Beim dritten Versuch sind wir befreit! Nur um 10m weiter wieder im Sand zu stecken. Aus dem Sand sind wir aber schnell wieder raus und die 400m den Strand rückwärts entlang bekommen wir dann auch ohne weiteres vergraben gedeichselt. Während diesem, zugegebenermaßen sehr unnötigen, Intermezzo hat Katja dafür gesorgt, dass wir nicht verhungern, danke Katja! Der Tag ist fast vorbei und wir putzen und räumen all unser dreckiges Equipment wieder auf, während Lukas und Katja kochen. Wir sind in Sichtweite unseres „Unfall Ortes“ stehengeblieben, da wir zu fertig zum Weiterfahren waren. Zu unserer Entschuldigung: Man konnte wirklich nicht sehen, dass der Untergrund so instabil ist und sofort nachgeben wird, wenn ein Fahrzeug darüber rollt, auch beim Ablaufen ist nichts aufgefallen.

Am nächsten Tag ruhen wir aus und Abends gehen alle in die Banja, ohne mich jedoch, da ich am Mongoleiblog weiterschreibe, ihn aber wieder nicht fertig bekomme, es scheint eine unendliche Geschichte zu werden. Da es mittlerweile geregnet hat, bekommen wir endlich die Genehmigung zum Weiterfahren, die 300Rubel für das Fahrzeug und 100R pro Person kostet. Die Wege durch den Wald im Norden sind zwar sehr schmal und teilweise auch Sandig, am Ende unserer Fahrt werden wir aber mit einem Tollen Stellplatz im Kiefernwald mit Blick auf den See entschädigt. Wir fahren noch etwas weiter in den Norden, für ein Käffchen und einen Blick auf die Klippen dort. Nachmittags fahren wir zurück zum Hauptort, wo Katja für uns eine Banja organisiert, die auf einem GAZ 66 (Sowjet LKW) direkt auf dem Strand steht, es ist einfach Sagenhaft! Danach sind wir zu faul zum Kochen und gehen in den Ort zum Essen. Am nächsten Tag verlassen wir die Insel wieder und fahren zurück nach Irkutsk. Für die, die sich gefragt haben, wie wir 6 Leute im Fahrzeug untergebracht haben über Nacht: Einer im Führerhaus, Katja hat Lukas Bett bekommen, zwei auf Isomatten auf dem Boden und Zwei Betten in der Sitzgruppe. In Irkutsk sind wir abends dann noch mit allen unterwegs gewesen und haben im Anschluss noch Katjas Bruder und seine Freunde kennengelernt, was die Nacht etwas verkürzt hat. Der nächste Tag ist regnerisch und wir können  nicht viel machen.

Tags drauf reist Katya ab, sie fährt in den Urlaub und verlässt uns. Die Zeit mit ihr hat uns allen viel Spaß gemacht und wir hoffen,  dass wir sie irgendwann wieder sehen werden (egal ob in Deutschland oder Russland).

Wenn das Wetter es hergibt, helfen wir Alexej auch ein wenig mit seinem Haus und legen das Fundament für seine Veranda. Am Abend vor Florentins Abfahrt gehen wir, trotz Regens, auf den Bazar, mit der Absicht uns Jogginganzüge und Tarnanzüge zu kaufen. Leider sind alle Läden schon zu und wir fahren weiter in die Stadt, um Flo zu treffen. Wir wollen ins Kino, wie wir es schon einmal in Indien gemacht haben. Das erste Kino ist aber eine Oper, das zweite zeigt nur Kinderfilme. Der Kartenkauf gestaltet sich dann auch sehr amüsant. Wirklich lustig ist aber der Versuch, süßes Popcorn zu bekommen. Lukas probiert alles Popcorn, es gibt aber nur Käse- und Paprikageschmack. Der Film, „2:22“, stellt sich als genauso flach wie das Popcorn heraus. Der Abend war trotzdem lustig.

Am nächsten Tag kommt Versuch 2. uns etwas auf dem Bazar zu kaufen, dieses Mal aber sehr erfolgreich. Zurück am Haus rutscht Jonas leider von einer Leiter ab und verstaucht sich den Fuß. Röntgen kostet hier in Russland nichts, somit wissen wir mit Sicherheit, dass Jonas keine Amputation von mir bevorsteht und alles wieder ins Lot kommt. Abends kocht Lukas für und alle, da es auch unsere letzte Gelegenheit ist, uns irgendwie bei unserer Gastfamilie erkenntlich zu zeigen. Wir bekommen noch ein Geschenk, T-Shirts mit dem Aufdruck „ЖИЗНЬ ЕСТЬ ЖИЗНЬ“, was „Leben ist Leben“ bedeutet und ein stetiger Spruch von Alexej ist. Danke! An unserem vorletzten Tag arbeiten wir noch an der Veranda und fahren abends zu Valera und Gaja, freunden unserer Gastgeber. Sie haben Schlittenhuskys und einen Haufen aufgeweckter Welpen zwischen 10 Tagen und 2 Monaten. Es gibt auch sehr leckeres Essen und die beiden sind sehr nett und interessiert an unserer Reise.  Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von allen, kaufen Jonas, bei unserem dritten Basarbesuch, noch einen Trainingsanzug und lassen Irkutsk dann hinter uns. Marcus fliegt heute Abend wieder heim. Es war eine Kurzweilige und abwechslungsreiche Zeit mit unserem Besuch auch Deutschland und unserem Ehrengast aus Irkutsk, dennoch hatten wir die letzten Wochen immer Troubel um uns herum und sind auch wieder froh, wenn wir uns nach niemandem mehr richten müssen. Wir finden noch den Weg aus der Stadt und schauen abends als Kompensation zwei Folgen Tatort an!

Ergebnis der Gastarbeiter

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