Von Kirgisistan bis Russland

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Nachdem die Tajikische Grenze so super reibungslos funktioniert hat haben wir schon gehofft, dass die Kirgisische Grenze ebenso schnell abläuft. Weit gefehlt! Der Zoll verlangt 100$ von uns für unser Fahrzeug, ohne Angabe von Gründen und wird sehr unfreundlich, als er merkt, dass wir nicht zahlen werden. Es geht also nicht weiter für uns. Nach 2h rufen wir die Deutsche Botschaft an (es ist Sonntag) und nach 10min bekommen wir einen Rückruf mit einer Dolmetscherin für unser kleines Problem. In der Zwischenzeit gab es auch einen Schichtwechsel und der Zöllner, der jetzt zuständig ist, will noch 1000Som (etwa 14$) von uns, kann uns erklären wofür und meint nur, dass sein Kollege ein schlechter Mensch ist. Die Hilfe der Botschaft war trotzdem vorbildlich und sehr freundlich. Die Einreise hat am Ende aber 3 1/2h gedauert, also nichts mit schneller Grenzüberquerung. Wir suchen uns einen schönen Platz hinter dem nächsten Ort und stehen dort sehr idyllisch. Wir wollen weiter nach Osh und folgen den Beschilderung. Auf der Karte war nochmal eine Grenze innerhalb Kirgisistans eingezeichnet, wir haben uns aber nicht viel dabei gedacht und standen plötzlich vor einer Usbekischen Grenze. Die Grenzer haben sich total quer gestellt und halten uns 20min auf. Wir kehren um und nehmen die Straße entlang der Usbekischen Grenze nach Osh. Abends stehen wir dann wieder einmal im altbekannten Tes Guesthous in Osh und genießen eine ausgiebige und warme Dusche. Bevor es ins Bett geht, wollen wir den Wagen noch umparken, vergessen die Leiter in der Tür und zerstören sie. Am nächsten Morgen brechen wir auf und fahren über die uns gut vertraute Straße Richtung Norden. An einem schönen Fleckchen legen wir rast ein und verbringen auch dort noch zwei weitere Tage. Zuvor müssen wir aber –mal wieder- einen Reifen Flicken, dieses Mal ein schleichender Platter von dem wir gehofft haben, dass wir bis zur Tagesetappe damit kommen. Einen Davon beschäftigen wir uns mit längst fälligen Wartungsarbeiten, schmieren ab, wechseln das Verteilergetriebeöl, überprüfen sämtlich Schrauben und reparieren den letzten Reifen. Am anderen Tag kommen um die Mittagszeit drei Autos mit viel Kirgisischen Familien an, die neben uns im Schatten Picknick machen wollen. Sie schauen unseren LKW an und fragen, ob wir eine Axt für sie haben, damit sie Feuerholz machen können. Danach werden wir zu leckerem Schaschlik eingeladen. Ein super Deal! Trotz schwieriger Kommunikation war es ein sehr lustiger Nachmittag.

Die nächsten beiden Tage verbringen wir mit der Fahrt nach Bishkek. Bert und Catharina haben uns ein paar Tage zuvor angeschrieben und gesagt, dass sie auch in Kirgistan sind, ein Treffen mit unseren Freunden aus Goa also ein Muss! Im Hostel in Bishkek angekommen werden wir bereits mit Bier von den beiden begrüßt. Wir verbringen zwei sehr schönte Tage mit den beiden und machen ihnen etwas Angst, da sie den Pamir mit ihrem Saab auch fahren wollen (Wie sich später herausstellt sind Sie, da der Schnee weggeschmolzen ist, besser durch gekommen als wir). Der Abschied fällt uns allen etwas schwer, da wir uns auf unserer Reise nicht mehr sehen werden, dafür aber bestimmt in Schweden bei den beiden. Wir fahren gen Norden und überqueren vormittags noch die Grenze nach Kazachstan. Der Übergang funktioniert völlig problemlos und auch das Abschließen der Versicherung in Kazachstan ist nach einigem verhandeln sogar relativ günstig mit 13000Tenge (also ca. 38€). Noch schnell vollgetankt bei 39 Cent/l und dann kurz vor Almaty auf eine saftig grüne Wiese gestellt. Am Morgen darauf sind wir von einer Schafherde von 1300 Schafen umringt. Lukas darf zwar mal auf dem Pferd des Schäfers reiten, findet aber das Gaspedal nicht, also fahren wir weiter nach Almaty.

Das BIP von Kasachstan soll zwar sehr niedrig sein aber wir haben noch nie zuvor so eine hohe Dichte an AMG G-Klassen, Lexus und Toyota Geländewagen gesehen wie hier. Wir trinken eine Kaffee und stromern etwas durch die Stadt, die relativ schön und auch sehr schön grün ist. Nachmittags haben wir aber wieder genug und fahren richtung Charyn Canyon, einer Attraktion Östlich von Almaty, die uns Jörg und Ann-Katrin empfohlen haben. Als wir am nächsten Morgen dort ankommen, nehmen wir noch zwei Brüder aus Frankreich per Anhalter mit, mit denen wir dann auch den Canyon besichtigen. Der Canyon ist atemberaubend und als wir zum Fluss am Fuße des Canyons gelaufen sind, holen die beiden Brüder ein Baguette und etwas Wurst für ein Picknick heraus, was selbst sie lustig finden. Einer von beiden arbeitet für ein halbes Jahr in Astana und erzählt, dass Wohneigentum hier keinen hohen Stellenwert hat, sich die jungen Männer eher für 20Jahre verschulden um einen teuren Geländewagen zu kaufen. Das erklärt auch die vielen Nobelkarren hier in Kazachstan. Auf dem Weg hier her ist uns leider der Tacho ausgefallen und als wir die Tachowelle inspizieren müssen wir feststellen, dass sie gebrochen ist. Also kürzen wir sie, Stützen alles mit Tape und einem Stück Holz und freuen uns über unser 3rd World engineering.

Am nächsten Tag fahren wir weiter über erstaunlich gute Straßen zum Altin Emel Nationalpark, wo wir für den nächsten Tag eine Tour mit einem Ranger buchen. Mit Eintritt und Ranger kostet der Park nicht mal 12€. Wir fahren erst zu den singenden Dünen, die für uns heute leider nicht singen- es hat morgens geregnet und abgesehen von der Aussicht hätten wir uns die 80Km über Waschbrettpiste sparen können. Doch es gibt noch eine zweite Attraktion und unser Ranger sagt, dass wir noch heute zu den Weißen Bergen fahren können. Die waren wunderschön aber die 60km Piste zu ihnen haben auch ihren Tribut gefordert. 2 1/2h Fahrt in eine Richtung und es hat uns ein paar Schrauben aus einer Staukiste gerissen. Das konnten wir aber provisorisch mit einem Spanngurt beheben. Leider mussten wir, kaum an unserem Ziel angekommen, wieder umkehren, da der Park um 7Uhr schließt. Trotz der vielen km über schlechte Pisten war es doch ein schöner Ausflugstag, es ist aber nicht zu empfehlen, beide Attraktionen an einem Tag zu besichtigen.

Da Lukas leider etwas Probleme mit seinen Zähnen hat, brechen wir auf und suchen in der nächsten größeren Stadt einen Zahnarzt. Er nennt sich „Hollywood“ und die Behandlung kostet nur 35€, wir freuen uns, dass es so schnell ging und kaufen zur Belohnung Bier. Als wir aus der Stadt fahren ist es noch relativ früh, so können wir den Sonnenuntergang mit einem Bierchen genießen. Zwei Tage später gibt es etwas zu feiern, unser Stundenzähler für die Fahrzeit zeigt 1000h an! Das wird mit einem fürchterlichen Sekt begossen. Abends grillen wir, die Freude daran wir aber durch die Abertausenden Moskitos geschmälert.

Es geht weiter nach Semipalatinsk. Die Stadt versprüht Ostblockcharme und ein Restaurant zu finden, das nett aussieht ist so gut wie unmöglich. Trotzdem können wir anständig einkaufen und freuen uns auch hier wieder über frisch gezapftes Bier in 2l Flaschen. Wir füllen noch einmal unserem Tank und verbringen unsere letzte Nacht in Kazachstan. Unser Aufenthalt war zwar nur kurz aber das was wir gesehen haben, besonders im Süden, hat uns sehr gut gefallen und auch die Menschen, denen wir begegnet sind, haben einen sehr freundlichen Eindruck gemacht. Wir hatten nicht einmal Probleme mit der Polizei, die hier wohl wirklich problematisch sein soll und für alles 100$ verlangt.

Es geht über die Grenze nach Russland. Beide Grenzposten waren einfach zu bewältigen und auf der Kazachischen Seite hat uns ein Grenze auf eine abgerissene Schraube an unserer Staukiste aufmerksam gemacht. Das wurde gleich hinter der Grenze repariert, gottseidank haben wir immer alles dabei. Auf der Kazachischen Seite ist uns noch ein Rentnerehepaar mit einem Wohnmobil auf Ford Transit Basis entgegen gekommen. Es muss also nicht immer ein hoher 4×4 sein, ein Saab oder ein normales Wohnmobil reichen auch.

Zur Begrüßung stürzen die Temperaturen und das Wetter fürchterlich ab. Starker Wind, Regen und nachts Temperaturen unter 0°C begleiten uns die ersten Tage. Immerhin gibt es hier wieder richtige Supermärkte, in denen man alles bekommt was man sich wünscht, sogar Senf, den wir die letzten Monate vergeblich gesucht haben. Wir tingeln langsam in Richtung Mongolei weiter und machen einen Stopp an einem See kurz vor Bisk. Hier verbringen wir zwei Tage, bauen uns eine Beistelltisch aus einem Holztisch, hacken Holz für Lagerfeuer und machen sonst einfach mal nichts, nach den letzten Wochen, während denen wir jeden Tag gefahren sind.

In Bisk wollen wir einen Ölwechsel machen lassen und in einer Werkstatt, die zu klein für uns ist, kümmert man sich um einer Werkstatt und einen Termin für uns. Der Ölwechsel ist dann schnell gemacht und wir bekommen noch drei Thermobecher geschenkt. Danach geht es wieder auf die Suche nach einem Zahnarzt, da Dr. Hollywood seinen Job scheinbar nicht so sauber gemacht hat. Wir fragen in einer Apotheke nach, wo uns nach einigen Verständigungsproblemen hatte Lukas eine Adresse und einen Termin für denselben Tag noch. Dieser Arztbesuch dauert deutlich länger und Lukas meint, dass der Arzt einen sehr seriösen Eindruck gemacht hat. Abends fahren wir aus der Stadt raus und sehen ein Schild für einen Campingplatz, der sich aber eher als Streichelzoo entpuppt.

Wir ziehen weiter und fahren einen Stich in die Berge, der sich als wunderbarer Stellplatz herausstellt. Wir grillen Fleisch vom Metzger und erfreuen uns am wieder sehr guten Wetter. Außerdem haben wir den Laptop neu aufsetzen müssen und wir nutzen die Zeit, um wieder alle Programme zu installieren, inklusive einer Windows Office Version in Kyrillisch, die wir in Kirgistan auf dem Markt gekauft haben. Zwei Tage später rollen unser Freunde Jörg und Ann-Katrin ein. Mit ihnen verbringen wir die nächsten Tage, trinken viel Bier, mieten uns Quads und bollern in Tarnklamotten durch den Wald und fällen Bäume für ein Lagerfeuer, die wir mit der Winde bergen. Wir haben viel Spass gemeinsam, müssen uns dann aber wieder von ihnen trennen, da Lukas die letzte Plombe aus Kazachstan ausgefallen ist und wir wieder nach Bisk zum Arzt fahren müssen. Er hat einen Termin für 21:45Uhr bekommen, so etwas gibt es in Deutschland und dazu noch an einem Freitag nicht.

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5 Kommentare

  1. Bodo Fingberg sagt:

    Eine tolle gesamt Leistung und nicht nur Spaß sondern auch harte Arbeit.Mein aller größten Respekt.
    Güße aus Birkenfeld Bodo

  2. Bodo Fingberg sagt:

    Gute Besserung an Lukas

  3. Anntin sagt:

    Mori, wenn ihr mal ganz viel Zeit habt, könnt ihr es vielleicht einrichten, dass man eure Bilder als Slideshow sehen kann? Liebste Grüße, ich hoffe, dass es meinem Schwein (denn warum sonst hättest du mein Schwein aus dem Streichelzoo fotografiert, wenn nicht, um mir zu sagen „Anntin, wir bringen dir endlich ein Schwein mit!“?) gut geht. Falls es euch Probleme macht, könnt ihr es auch ein bisschen auf Diät setzen, das wird es verkraften.

    Bisous!

  4. Mathias Suchy sagt:

    Hab gestern Nacht und heute euren blog (ab Türkei) gelesen. Spannend und klasse zu lesen. Kein Gedöns, sondern einfach nur gut. BINGO Jungs und Respekt für die Tour!
    Würde mich sehr freuen wenn das so weiter geht. Da ich eine ähnliche Route plane, bin ich hochgradig neugierig 🙂

    Hoffe der LKW und die Lukas Zähne machen in der Mongolei keine weiteren Probleme. Drücke alle Daumen.
    LG aus Heidelberg, Mathias

  5. matthias hautsch sagt:

    immer wenn ich bei euch gucke bin ich total geflasht was und wie hammermässig ihr das alles meistert ….
    woooooooow !!!!!

    ganz liebe grüße und ein dickes fettes drückerle
    matthias

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