Grenzübergang Iran-Pakistan bis Grenzübergang Pakistan-Indien

In Zahedan geht es früh weiter zur Grenze und wir bekommen unsere erste Eskorte, direkt zwei Hilux mit schwer bewaffneten Polizisten. Danach wechselt unsere Eskorte noch 5-6mal bis wir an der Grenze sind. Wir tanken noch einmal voll (Im Grenzgebiet ist immer Dieselknappheit, da der Dieselschmuggel nach Pakistan floriert) und überqueren dann die Grenze. Auf Iranischer Seite läuft alles recht reibungslos, bis ein Grenzer in alle möglichen Kisten schaut und die Verpackung unserer Funkgeräte findet, die wir tags zuvor nicht gefunden haben, am Ende interessiert es ihn aber doch nicht. Wir bekommen den Stempel in unser Carnet. Bye bye Iran, hallo Pakistan, wir sind gespannt.

Kaum über die Grenze empfängt uns der erste Levie und hilft uns bei der gesamten Grenzprozedur. Er spricht zwar nur wenig englisch, ist aber sehr freundlich. Wir tauschen noch etwas Geld, 1€ für 100Pakistanische Rupien. Zwar nicht der beste Kurs aber in Pakistan ist der Geldwechsel aufgrund des geringen Tourismus nicht ganz einfach. Danach geht es zum ersten Levie Port. Levies sind so etwas wie die Straßenpolizei und Polizei für kleinere Orte. Daneben gibt es natürlich noch die Police, Frotier Control, Street Police, FIA, CTF (Counter Terrorist Force), ATF (Anti Terror Force), Military, Ranger, Scouts. Einheiten sind Volkssport. Wir verbringen den Rest des Tages bei den Levies, da die nächste Eskorte erst am kommenden Tag möglich ist. Die Levies sind sehr freundlich, alle sprechen zumindest rudimentäres Englisch und fast alle haben AK’s dabei. Später werden wir noch zu den Customs begleitet, damit wir einen Stempel ins Carnet bekommen. Abends kommen plötzlich etwa 200 Menschen zu den Levies, die später mit zwei Bussen abgeholt werden. Genau wissen tun wir es zwar nicht, wir gehen aber davon aus, dass es sich um Flüchtlinge gehandelt hat, die wieder zurück mussten. Kurz zuvor ist noch ein Levie bei uns rein gekommen, während wir gekocht haben, er hatte seine AK über der Schulter und hat bei uns sehr interessiert in die Töpfe geschaut. Noch sind die vielen Waffen ungewohnt für uns, das soll sich die nächsten Tage aber ändern.

Früh um 7:30Uhr geht es mit Eskorte los und da wir vor dem Levie Port geschlafen haben hatten wir auch nachts einen Bewacher. Dann ging 130Km über die einzige Straße Richtung Quetta, teilweise mit Sand zugeweht aber in komplett fürchterlichem Zustand. Danach wurde die Straße zwar etwas besser, wir haben dennoch nur knapp über 200km geschafft und haben die Nacht in einem Hotelhof verbracht, in den wir kaum rein gepasst haben. Gegen 20Uhr kam dann der Leviechef mit seinen Jungs vorbei, hat sich noch nett mit uns unterhalten und uns informiert, dass es am nächsten Morgen um 6Uhr weiter geht, wir ahnen, dass die Pakistandurchquerung eher anstrengend wird. Als wir abends noch mit den Levies zusammensaßen hat sich Lukas mit einigen unterhalten(die NATÜRLICH ihre Waffen dabei hatten). Jonas und Ich saßen daneben und haben alles beobachtet, bis wir einen klick von der AK hören, die auf Lukas Schritt zeigt, wir schauen uns an und müssen grinsen, jetzt ist die Waffe wohl gesichert. Auch hier haben wir nachts wieder eine Leibwache.

Es geht pünktlich weiter und nach etwas über 100km machen wir noch eine Pause für Kekse und Tee mit unserer Eskorte. Als es Eskortenwechsel gibt, eskortieren die 6Jungs, die uns gebracht haben, 32 Reisebusse zurück…3Touris oder 32 Busse, same same! Abends kommen wir endlich in Quetta an und wir können in einer Polizeiwache bleiben. Dort werden wir informiert, dass mit noch ein NOC brauchen, ein Dokument, das bescheinigt, das uns das Reisen durch Pakistan erlaubt ist aber eigentlich völlig unnötig ist. Das können wir aber erst an nächsten Tag beantragen. Bis dahin sind noch ca. 30 Polizisten bei uns drin. Hier gibt es auch Polizeishirts auf denen hinten „no Fear“ – Keine Angst, steht, das darf man in Quetta wohl auch nicht haben. Einer der Ranghöheren Polizisten schickt noch seinen Jungen für alles los, der noch für uns einkaufen geht, da er uns nicht mehr raus lassen wollte. Während wir uns um die neugierigen Polizisten gekümmert haben mussten wir auch noch den Kühlschrank putzen, da wir bei einer Pause etwas geholt haben und ihn dann nicht mehr verschlossen haben…kaputte Eier haben sich überall verteilt…

Tags drauf zieht Jonas los um das NOC zu besorgen. 5h später sollen wir mit dem LKW hinterher kommen um das NOC und Jonas abzuholen. Wir werden für die 5km natürlich auch eskortiert….von voll gepanzerten Fahrzeugen und an teilweise angeschossenen Sandsäcken vorbei, nicht unbedingt das beste gefühl. Jonas hat bis dahin einen Behördenmarathon hinter sich, der wohl etwas Kafkaeskes an sich hatte, da man natürlich nie informiert wird, wofür man was benötigt, sondern nur von Büro zu Büro geschickt wird. Weitere 2h später haben wir das NOC in der Hand, leider ist es erst am nächsten Tag gültig und wir werden erstmal zum teuersten Hotel Pakistans gebracht, mit Schützen auf allen Ecken. Von da ging es dann zur nächsten Polizeistation, wo wir Rashid kennen lernen, den Polizisten, der hier das Sagen hat. Ein sehr netter Typ, der uns abends sogar noch was zu essen gebracht hat. Lukas hatte etwas Fieber und wir haben uns schon sorgen gemacht, dass er etwas ausbrütet. Rashid hat uns auch eine Eskorte für 8Uhr am Folgetag versprochen.

8Uhr am Folgetag: Keine Eskorte! 9Uhr kümmern wir uns selber um die Eskorte und bis wir sie haben, haben wir 3Tee getrunken und 14:30Uhr. Wir befürchten schon, dass wir heute nicht mal mehr aus Quetta raus kommen. Tatsächlich soll aber unsere spannendste Fahrt anstehen. Wir fahren aus Quetta raus, an Sibi vorbei…es dämmert langsam und auf dem NOC steht, dass wir nicht nachts fahren dürfen. Es geht immer weiter, Mofa Eskorten im dunklen, dann irgend wann wieder Hilux und die Wechsel werden immer schneller und die Polizisten nervöser, wir sind im Grenzgebier Belutschistans. Bei einem der letzten Wechsel ging es mit über 40Sachen weiter. Als wir dann durch eine Ortschaft geheizt sind, ist einer der Polizisten mit AK im Anschlag aufs Dach des Hilux und hat die AK dort abgelegt. Während dessen war die Sirene an und ein Polizist hat mit einer Taschenlampe alles im Weg angeleuchtet und auch Felder abgesucht. Die Situation war, wären wir nicht direkt betroffen gewesen, Hollywoodreif gewesen. Das wollen wir beim Rückweg nicht mehr erleben. Gegen 10Uhr treffen wir bei einer Polizeistation ein und können auch dort über Nacht bleiben. Die Temperaturen sind auch jetzt noch bei über 30Grad und einer Luftfeuchtigkeit jenseits von Gut und Böse.

Um 7 geht es schon wieder weiter, nachdem uns am Abend zuvor ein völlig unfähiger Polizist noch ewig wegen unseren Pässen gestresst hat und sie am Ende komplett abgeschrieben hat! Doch Richtung Multan dürfen wir endlich ohne Eskorte fahren, immerhin sind wir nicht mehr in Belutschistan. In Multan geht die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit los. Da, wo eine Polizeistation sein sollte ist eine Mädchenschule, von 6 Hotels, die wir abklappern existieren 2 nicht, eins ist geschlossen, eins will uns nicht parken lassen, eins hat keinen Parkplatz der groß genug ist und bei dem letzten, wo wir auf den Hof gepasst hätten, passen wir nicht rein, weil die Kabel dort hin zu niedrig hängen. Wir sind einfach nicht für Städte gemacht, liebe Grüße an Dienel. Wir sind alle genervt und gefrustet und fahren wieder aus der Stadt raus, bei der ersten Tankstelle auf den Hofà Volltreffer! Sie ist bewacht, wir dürfen bleiben, zahlen nichts und können sogar unser Brauchwasser auffüllen!

Um 6Uhr klopft es und wir befürchten, dass wir weg müssen oder sogar die nächste Eskorte schon wartet, es ist aber nur der Security Kollege, der uns sagt, dass er Feierabend hat und der Nächste jetzt übernimmt. Wir bringen die letzten 400km nach Lahore hinter uns und wollen noch den angeblich täglich stattfindenden Prunkmarsch der Pakistanischen und Indischen Militärs am Grenzübergang anschauen und dann dort direkt übernachten. Geht natürlich nicht! Wir werden weggeschickt und die Schlafplatzsuche startet von neuem. Hotel? Wird grde erst gebaut! Tankstelle? Geht wegen der Militärbasis daneben nicht (Immerhin werden wir hier von einem Einheimischen auf eine kalte Cola eingeladen)! Naheliegender bewachter Park? Zu gefährlich! Polizeistation? Schickt uns wieder weg mit dem Tipp wir sollen uns irgendwohin stellen und nicht nachfragen ob wir dürfen („stellt euch zu der Tanke beim Parkt, aber nicht zum Park, da ist es zu gefährlich“), danke auch! Wir haben keinen Bock mehr und fahren 200m außer Sichtweite der Station, holen uns Pizza und haben die schlechteste Nacht bisher, zu warm, zu schwül, zu viele Mücken.

Tag des Grenzüberganges: Wir sind schon um 9:30 an der Grenze und das Auto ist schon ausgestempelt. Weiter mit unseren Pässen. Da unsere Indien Visa in den Zweit-Pässen sind, müssen wir diese auch vorzeigen. Dumm nur, dass bei Lukas und mir die Bilder im Visum vertauscht sind. Der Pakistanische Grenzer sagt, Jonas darf weiter, Lukas und ich müssen nach Deutschland fliegen und neune Visa beantragen, dabei hatten wir zuvor extra mit der Indischen Botschaft abgeklärt, dass die Fehler keine Probleme darstellen, Scheiße! Wir überreden den Grenzer, dass er mit einem indischen Grenzer abklärt, ob die Visa gehen oder nicht. Nach 2h hängen im Schacht dürfen wir endlich ausreisen. Uns fällt ein Stein vom Herzen! Auf der Indischen Seite dauert es zwar etwas länger wegen der Bürokratie, klappt aber reibungslos. Abends holen wir uns ein Bier und können es kaum glauben, wir haben es geschafft, auf dem Landweg nach Indien!

 

PS: Kommentiert doch bitte mal, wer alles mit liest. Wir sind sehr gespannt!

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23 Kommentare

  1. Barbara sagt:

    Das war ja mehr als spannend…! Ich hab Gänsehaut, echt der richtige Lesestoff für Mütter ;D

  2. Haben schon ungeduldig auf eure Berichte gewartet,sind nun froh ,daß ihr gut bei Laura und Raj angekommeen seid.Alles Gute weiterhin.Alles sehr spannend . Bruni & Heinz

  3. Matthias sagt:

    Wahnsinn … Ich hab größten Respekt vor euch

  4. Birgit H. sagt:

    Hallo ihr Abenteurer, mit Interesse verfolge ich eure Berichte und bin stark beeindruckt. Lukas, heute war ich bei Michael Würbel, Winterreifen montieren lassen, und er hat festgestellt, dass ein Ölwechsel und neue Bremsbeläge fällig sind. Euer technisches Know How imponiert mir, wie du dir vorstellen kannst. Ich bewundere euch SEHR! Liebe Grüße, gute Nerven und immer genügend kreative Ideen! Eure Birgit

  5. Markus sagt:

    Oh man jungs. Das hört sich aber schwer nervenaufreibend an. Da ist ein tag eskorte fahren in Tunesien ja garnix. Weiterhin no fear.
    Markus

  6. Volker sagt:

    Tach auch
    Schön zu hören, dass Ihr Euch so gut selber helfen könnt, bin schon immer stolz auf mich, wenn ich ne Handbremse nachstelle oder Abs Sensoren durchmesse.?
    Stellt Euch auf der Rückfahrt durch Panikstan vor Ihr seid berühmt, das erklärt die Bodyguards…. Fährt sich unbeschwerter. Aber klingt schon spannend! Als wir nach dem Militärputsch in die Türkei eingereist sind, stand an jeder Kreuzung ein Panzer und Militär hat uns angehalten, anfangs ist uns immer das Herz in die Hose gerutscht, dann kamen wir drauf: die damals noch grünen Reisepässe rausgehalten:
    Ahh Deutsch, Deutsch gut…. Und ohne stehen bleiben weiter.
    Bei Euch scheints aber ernster gewesen zu sein.
    Genießt Indien und ich drücke Euch die Daumen, dass Ihr vielleicht noch mit Hilfe eines roten Briefumschlages nach Myanmar kommt!!?
    Liebe Grüße
    Moritz Papa

  7. Peter Fabricius sagt:

    Hallo ihr Weltreisenden, schön von euch zu hören! Den Tracker verfolge ich bestimmt täglich – um so interessanter, wenn ihr was dazu schreibt. Viele Grüße nach Indien !
    Peter

  8. Carolin Schleiffer sagt:

    Hallo ihr 3. Hab auch täglich am Tracker mitgefiebert und war froh, als ihr in Indien wart. Immer wieder schön von euch zu lesen. Sehr spannend euer Abenteuer! Viel Spaß noch. Viele Grüße, Carolin

  9. Lukas sagt:

    Barttechnisch könnt ihr von den Pakistanis aber noch eine Menge lernen..
    Weiterhin eine gute Reise mit hoffentlich weniger bewaffneten Eskorten und kaputter Bürokratie

  10. Sibel Sahverdi sagt:

    Hi Lukas,schön und gefährlich gut die Bilder.Ich habe gelesen das ihr durch Samsun gefahren seit,das ist meine Geburtsort.Wenn ich vorher rein geschaut hätte schade…wie welche Route wollt ihr zurückfahren?Naja ich denke die Frage ist noch zu früh,genießt erstmal die Städte bei Hinfahrt.Weiterhin wünsche ich dir und deine Kumpels gute Fahrt.Passt auf euch auf und viel Spaß.

  11. Roland Schlumpp sagt:

    Hallo Lukas und der Rest,verfolge eifrig Eure Tracking Route, könntet ruhig etwas mehr schreiben, liest sich prima. Aber verstehe natürlich Ihr habt jede Menge zu tun, wünsche Euch weiterhin alles Gute und PANNENFREIE FAHRT.

    Gruß Roland

  12. Crissi sagt:

    Schön, dass alles so gut bei euch klappt! Ihr kommt ja ganz gut voran! 🙂

    Weiterhin eine gute Reise!!!

  13. Harry Zimmermann sagt:

    Hi Lukas und Rest der WG.
    Wir verfolgen mit Spannung eure Reise!
    Es freut uns sehr dass ihr Pakistan unbeschadet durchquert habt. Viel Spaß in Indien und bleibt weiterhin entspannt ?Grüße Harry

  14. Reinhard sagt:

    Hallo Ihr 3, weiterhin gute Fahrt! Gutes Gelingen bei all Euren Abenteuern. Grüße Reinhard

  15. Daniel aka Abdi Süd sagt:

    Hey Jongs.
    Was für eine krasse Erfahrung aber ich glaube jeden Tag braucht man sowas nicht.
    Auserdem ist das Auto perfekt für die Stadt. Im Iran gabs da nie Probleme 😀
    Haltet uns weiter so gut auf dem Laufenden.
    Grüßle Abdi Süd
    p.s. Jetzt habt ihr auch mal einen Kommentar von mir;)

  16. Ivonne Z-F sagt:

    Hey, Ihr Drei ! Eure Berichte sind total spannend und ich freue mich immer über Neuigkeiten aus der WG, aber das hier ist echt die Spur zuviel Spannung. Situationen, die man eigentlich nie erleben wollte … LG von der Ivonne

  17. Alex H. sagt:

    Hi Lukas und Co.,
    auch Teile der Langenauer UWR Fraktion verfolgen euren Blog…
    Weiter so, sauber bleiben und weiterhin safe travels… =)

    Gruß Alex

  18. Aischa sagt:

    Ganz viel Liiiieeebe!

  19. Alex Wicht sagt:

    Hallo Lukas und Co,

    super geiler Trip.

    Ich verfolge euren Trip dank Crissi (er gab mir den Link) schon seit einiger Zeit.

    Weiter so.

    Gruß

    UWR ALEX

  20. Thomas aus Garmisch - Partenkirchen sagt:

    Mega was ihr da macht!

  21. Carsten sagt:

    Lese auch mit. Bin frisch vom Oman nach D mit 4×4 WoMo gefahren – nachdem wir im Dezember hingefahren waren. Sommer sind wir in Island. Euch weiter viel Glück!

  22. Zwar mehr als ein halbes Jahr später aber ich sitze gerade in einem sehr lagen Bus in Vietnam und lese eure komplette Reise durch. Ich hatte euren Blog zwar mal im August gelesen, weil aber dann lange nichts kam, dachte ich, ihr schreibt ihn wohl doch nicht weiter…
    Jetzt genieße ich gerade eure ganzen Visa und Eskorten Abenteuer und Frage mich, ob meine eigene Reise zu langweilig und Save ist 😀

    Wirklich beeindruckend wie ihr euer Fahrzeug immer wieder repariert und irgendwie immer weiter kommt.
    Ich lese mal weiter… Schläge Reise noch!

  23. Marcus Baumgartner sagt:

    Moin aus Hamburg!

    Da ich mit Bekannten die gleiche Querung in entgegengesetzter Richtung vor mir habe, die Frage BIS wohin genau Ihr eskortiert woren seid? Ich schaffe es nicht zu recherchieren AB wo, von Indien kommend, wir das Thema Eskorte angehen sollten.

    Danke im Vorraus! 🙂

    Marcus

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