3 ½ Touristen in Esfahan IRAN (Esfahan-Kerman)

Lange ist der letzte Blogeintrag her und viel ist passiert!

Als wir von unserem Plätzchen in den Bergen aufbrechen wollen, müssen wir feststellen, dass das Kupplungspedal durchfällt. Der Fehler ist zwar schnell gefunden ( der Kupplungsnehmer Zylinder ist undicht) aber woher jetzt ein Ersatzteil auftreiben? Wir füllen neue Bremsflüssigkeit ein und hoffen, dass wir so noch weit genug kommen. Ist auch alles halb so wild, da der Bremskreislauf unabhängig vom Kupplungskreislauf ist. Jonas installiert während er Fahrt nach Esfahan schonmal das Mercedes EPC und sucht die Teilenummer für den Zylinder raus inkl. Preis: knappe 240€ in Deutschland, ohne Steuern! Wir machen vor den Toren Esfahans stopp, Daniel ist gefahren und hatte, so vermuten wir, auch Spaß dabei.

Am nächsten Tag kommen wir zur Mittagszeit in Esfahan an. Wir holen uns ein paar Sandwich und werden von zwei Studentinnen gefragt, ob wir mit ihnen Essen wollen. Die Verständigung fällt zwar etwas schwer, geht aber schon. Die Mädels rauchen und geben uns zum Abschied die Hand, Haramstufe ROT! Sie haben uns auch gefragt, ob Daniel unser Guide ist, das sind wir auch mehrfach gefragt worden, denn scheinbar sieht er wie ein Iraner aus. Wir schlendern noch durch die Stadt und werden prompt von „Don Camillo“ angequatscht, er besitzt eine Stoffdruckerei, die er uns zeigt, alles entsteht in Handarbeit, das ist schon beeindruckend und er will und nicht mal was verkaufen! Vor der großen Moschee werden wir wieder angequatscht, dieses mal weniger erfreulich, ein 13Jähriger fragt Jonas und mich, ob wir den Koran gelesen haben und dass der Islam super Pläne für die Zukunft hat, etwa die Kopftuchpflicht für Frauen, wir suchen schleunigst das weite! Abends sind wir wieder auf dem örtlichen Campingplatz, der wegen des bevorstehenden Feiertags total voll ist und bis 11Uhr Autos ankommen. Auch die zwei Tage danach ist der Platz brechend voll. Er liegt direkt neben einer Schnellstraße, nachts fahren die LKW hupend vorbei, die Zelte dürfen nicht auf den Grünflächen, sondern müssen auf Betonflächen aufgestellt werden und alles steht dicht auf dicht. Generell scheinen die Iraner ein Fable dafür zu haben zu Campen, ob auf Beton, neben der Autobahn oder im Regen, das Zelt wird aufgestellt, auch wenn man nur 2km weiter wohnt.

Am nächsten Tag sind wir ins Schrauberviertel gefahren, um den Mercedeshändler zu suchen, nach einiger Suche haben wir ihn auch gefunden, aber scheinbar 5-6Jahre zu Spät, alles ist verwaist. Wir vermuten, dass es am Importembargo liegt, denn anscheinend hat Mercedes wieder Pläne in den Iran zu gehen. Außerdem ist heute sowieso der Höchste Feiertag und alles zu, wir verschieben unsere Suche auf den nächsten Tag und gehen nochmal in die Stadt, in einen der Zahlreichen Parks. Dort, welch Überraschung, werden wir wieder angequatscht, sogar auf Deutsch. Uns wird erzählt, dass der Fluss, der eigentlich durch Esfahan ging und das Wahrzeichen der Stadt war, umgeleitet wurde und das Flußbett nurnoch zum Neujahresfest Wasser führt.

Am nächsten Tag ist es leider schon Zeit, Abschied von Daniel zu nehmen, die gemeinsame Zeit hat und allen viel Spaß gemacht. Nachdem wir ihn zum Busbahnhof gebracht haben starten wir einen zweiten Versuch im Schrauberviertel. Unsere erste Anlaufstelle ist Iran Kodro, die Stellen Mercedes LKW und Busse unter Lizenz her, unter anderem auch bis heute die Rundhauber Modelle. Dort wird zwar kein englisch gesprochen, aber der Herr am Tresen kümmert sich um Hilfe für uns. Kurz darauf kommt Iman, er arbeitet eigentlich bei Mitsubishi, begleitet uns aber durch die Werkstätten. In der zweiten Werkstatt werden wir fündig. Der Meister legt sich unter unser Auto und wirft einen Blick auf den defekten Zylinder. In der Werstatt redet er kurz mit einem Mitarbeiter, der daraufhin in eine Schublade greift und uns zwei Dichtungen gibt, Eine Iraniasche und eine von FAG. Wir sind sehr kritisch, was die Passgenauigkeit angeht. Auch die erklärung, dass wir es selber reparieren wollen dauert etwas länger, aber Lukas ist unser „mechanic“ und irgendwie klappt es dann doch. Die Dichtungen haben 5€ gekostet, ein Überarbeitungsset hätte in Deutschland knapp das 10-fache gekostet. Ohne Iman hätten wir das auch nie hinbekommen und erst recht nicht in 2h! Wir haben ihm dann noch unseren Ausbau gezeigt und spätestens dann war er restlos begeistert. Auch hier wieder eine Begegnung an die wir uns gerne wieder erinnern werden. Die Reparatur haben wir dann eine Querstraße weiter durchgeführt. Der Fehler schien tatsächlich auch nur an der Dichtung zu liegen und wir sind zuversichtlich, dass der Zylinder den Rest der Reise durchhält. Beim Aufräumen werden wir zu einem Tee in einer nahegelegenen Werkstatt eingeladen, den wir gerne annehmen. Es stellt sich heraus, dass er zur lokalen offroad Gemeinschaft gehört und wir dürfen auch eine Runde im Landrover seines Kumpels drehen. Sie wollen am nächsten Tag in die Wüste bei Varzaneh fahren und laden uns ein, mitzukommen.

Tags drauf entscheiden wir, nach Varzaneh zu fahren, da es ohnehin auf unserem Weg liegt. Es ist eine Dünenlandschaft von etwa 4×5 Km und am Wochenende scheint sich hier die Jugend aus Esfahan zum feiern zu treffen. Wir lassen grad noch etwas Luft aus den Reifen und fahren zu einem ruhigen Plätzchen.

Am nächsten Morgen klingelt das Telefon, Freunde von unserer Bekanntschaft aus Esfahan. Sie fragen, wo wir sind. Mit unseren Koordinaten können Sie nichts anfangen, gefunden haben Sie uns dennoch, sie sind einfach unseren Reifenspuren anhand der größeren Spurbreite gefolgt, wir sind schwer beeindruckt! Es werden noch mehr Nummern ausgetauscht und wir fahren alle noch bei ihnen eine Runde durch die Dünen, in einem Nissan Patrol. Kaum sind die Jungs weg, kommt eine Reisegruppe aus Esfahan um die Ecke, 8 Autos, alle springen raus und sind total begeistert vom LKW. Es sind sogar Frauen ohne Kopftuch dabei und man bietet uns Vodka an. Auch das geht in der Wüste, Alkohol trinken, denn hier schaut das Gesetz nicht hin. Den Rest des Tages verbringen wir mit Spielen im Sand. Als wir am nächsten Morgen weiter Richtung Kerman wollen, fahren wir uns erstmal ordentlich fest! Beide Differentiale liegen im Sand, MIST! Wir müssen den Wagenheber ansetzen, um den Wagen wieder hoch zu bekommen, lassen noch mehr Luft aus den Reifen und kommen nach 3 1/2h wieder frei. Abends geht es bis hinter Jazd. Da die Sonne kurz vor 6Uhr unter geht, kommen uns die Tage auch sehr kurz vor.

Am nächsten Tag geht es weiter nach Kerman, wir Tanken 400l Diesel für den gewohnten Prei und füllen nochmal Wasser vor der Wüste auf. Hinter Kerman geht es über einen Pass auf 2650m und im Anschluss auf knappe 300m. Auch um 6Uhr hat es noch 42Grad und Nachts ist die Temperatur nur auf 26Grad gesunken. Der Tolle Sternenhimmel entschädigt aber für die hohen Temperaturen. Den nächsten Tag verbringen wir in der Wüste, die Maximaltemperatur lag bei 47,9 Grad, eine Temperatur bei der selbst normale Lebensfunktionen schwer fallen können. Jonas und ich geben es uns trotzdem, auf den nächstgelegenen Kalout zu Laufen um schöne Bilder zu machen, das mussten wir aber auch mit schweren Schweißausbrüchen bezahlen. Abends gab es noch ein Malzbier zum Sonnenuntergang.

Wir möchten uns jetzt, wo wir unterwegs sind und alles zu funktionieren scheint, noch einmal bei allen Helfern und allen anderen, die uns in irgendeiner Weise unterstützt haben bedanken. Ihr habt uns diese Reise in diesem Ausmaß erst ermöglicht und dafür sind wir sehr dankbar.

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4 Kommentare

  1. Hallo Jungs, ich bin schwer beeindruckt und begeistert von Euren Abenteuern! Weiter viel Spaß beim Überwinden aller Hürden wünscht Euch die Pit

  2. Ramona und Hartmut sagt:

    Hallo Moritz, hallo Jungs, viele Grüße aus dem Vogtland. Wir verfolgen eure Reise sehr gespannt und finden es toll was Ihr alles erlebt. Am Wochenende hatte wir ja ein kleines Familientreffen bei uns (Königsbach- Stein, Bautzen und Posseck),Ihr wart ein großes Gesprächsthema.
    Wir wünschen Euch eine gute Reise und sind immer so nah wie möglich dabei.
    Ramona und Hartmut

  3. Markus sagt:

    Hallo Jungs. Alles ganz ganz toll.
    Ich wäre soooo gern dabei.
    Alles gute. Schöne Reise weiterhin.
    Markus

  4. Volker exner sagt:

    Hallo Jungs,
    Hab mir gerade die Bilder vom Toy Train angesehen, bestimmt eine tolle Tour
    Welt Kultur Erbe, zumindest eine der drei Strecken in Indien. Wäre auch was für mich, schaut mal ob es unter Dampf geht. Nehmt Ihr die anderen auch noch mit? Nehmt auf Eurer Tour mit was immer geht, aber lasst auch so viel wie möglich dort!
    Viel Spaß und eine schöne Zeit
    Moritz Papa ?

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